IoPT – sich selbst auf tiefer Ebene begegnen
Manchmal tragen wir innere Anteile in uns, die scheinbar gegeneinander arbeiten. Ein Teil will Nähe, ein anderer zieht sich zurück. Ein Teil sehnt sich nach Ruhe, ein anderer treibt uns ständig an. Diese Spannungen sind kein Zeichen von „Schwäche“, sondern Ausdruck unverarbeiteter Erfahrungen. Genau hier setzt die Identitätsorientierte Psychotraumatheorie (IoPT) von Prof. Franz Ruppert an.
Andrea Tanner
9/8/20252 min read


Worum geht es in der IoPT?
Die Identitätsorientierte Psychotraumatheorie (IoPT) von Franz Ruppert geht davon aus, dass wir alle ein gesundes, ursprüngliches Ich in uns tragen. Durch traumatische Erfahrungen, sei es Vernachlässigung, Gewalt, Trennung oder Überforderung, spalten sich jedoch innere Anteile ab:
Überlebensanteile helfen uns, weiterzumachen – oft um den Preis eigener Gefühle und Bedürfnisse.
Traumatisierte Anteile tragen die ursprünglichen Verletzungen in sich.
Gesunde Anteile sind da, werden aber manchmal von den anderen überdeckt.
IoPT macht diese inneren Dynamiken sichtbar und ermöglicht, einen bewussten Dialog mit sich selbst zu beginnen.
Die Anliegenmethode – jetzt mit drei Wörtern
Ein zentrales Werkzeug ist die sogenannte Anliegenmethode. Früher wurde ein längerer Satz genutzt, heute arbeitet Franz Ruppert meist mit nur drei Wörtern.
Du formulierst ein Anliegen – z. B. „Klarheit für mich“ – und erforschst es in einer Aufstellungsform:
Wörter oder Teile des Satzes werden repräsentiert, entweder durch andere Menschen (in einer Gruppe) oder durch dich selbst (im Einzelsetting).
So werden unbewusste innere Anteile sichtbar und spürbar, und sie können in Kontakt kommen.
Meine persönliche Erfahrung zeigt:
Diese Arbeit stellt oft Verknüpfungen her, auf die man selbst nie gekommen wäre.
Sie hilft, die Dynamik der eigenen Anteile bewusst wahrzunehmen.
Vorsicht und Fokus
Gleichzeitig birgt die Methode auch Herausforderungen:
Man kann sich leicht in Familiengeschichten oder Details verlieren.
Zu viel Aufdeckung kann dazu führen, dass der rote Faden und der konkrete nächste Schritt zu sich selbst aus den Augen geraten.
Deshalb ist eine strukturierte Begleitung entscheidend, damit die Arbeit wirksam bleibt und nicht überwältigt.
Warum IoPT so kraftvoll ist
Sie führt direkt zur eigenen Wahrheit, ohne Umwege.
Sie macht sichtbar, was bisher verborgen war.
Sie öffnet die Tür, gesunde Anteile zu stärken und sich selbst klarer zu spüren.
Viele Menschen berichten, dass sie nach einer IoPT-Erfahrung mehr innere Ruhe und Orientierung verspüren und das Gefühl haben, wieder ein Stück näher bei sich selbst angekommen zu sein.
Mein Fazit
IoPT ist wie ein innerer Spiegel: Was sich zeigt, war immer schon in dir, jetzt darf es gesehen, gefühlt und integriert werden.
Mit dem drei-Wörter-Anliegen-Satz wird die Arbeit noch fokussierter, und gleichzeitig braucht es achtsame Begleitung, damit die wertvollen Erkenntnisse nicht im Detail untergehen.
Schritt für Schritt entsteht so ein Raum für Selbsterkenntnis, Integration und innere Freiheit.